Rede René Talbot zur Podiumsdiskussion "Zukunft des Menschen"
Ganz kurz zu den Futuristen: Alle Mitglieder unserer Gruppe sind SPD-Mitglieder in Berlin. Seit 1996 diskutieren wir und haben uns 1998 formal gegründet: das Wort "Futuristen" soll ein Prinzip benennen, Hoffnung aus Prinzip.
Das heißt wir haben Utopien – nicht Visionen- auch wenn dieser Begriff durch die Verbrechen im letzten Jahrhundert problematisch geworden ist. Allerdings sind sie eher das Gegenteil von dem, was uns derzeit als technologisches Bio-Masse Management insbesondere von der überwiegenden Mehrheit der Sozialdemokratie vorgemacht wird; Clement, Schröder und Bulmahn sind ihre prominentesten Vertreter.
Dieses Bio-Masse-Management kulminiert in psychiatrischer Genetik, einer Neo-Nazi-Eugenik, Biologismus bzw. Rassismus pur, den der Kanzler mit der Berufung von Prof. Peter Propping in seinen angebl. "Ethikrat" sich zu eigen gemacht hat. Prof. Propping von der Bonner Universität ist der Leithammel dieser psychiatrischen Erbhygiene, und Herr Clement besorgt der Bonner Universität dafür jetzt noch zum Experimentieren die Embryonen. Meiner Ansicht nach kann insofern nur noch von einem nationalen Ekelrat gesprochen werden.
Also, Hoffnung ist unser Thema: deshalb prophezeie ich auch kurz und bündig ein ganz schnelles Ende dieses widerlichen "Forschens", sowie Aufklärung und Erschrecken über dessen Folgen: Biowaffen zum Nulltarif für jedes diktatorische Hassbedürftniss. Ich prophezeihe ein weltweiter Bann dieser Zuchtbemühungen und Gewaltvisionen.
Gentechnik würde genauso wieder zu Genozidtechnik werden und davon hat die Welt schließlich genug gehabt.
Statt diesem Genetikterror behaupte ich den "Sieg" der sozialen Phantasien, die Überwindung der damit ideologisch einhergehenden Ökosophie und dem entsprechenden Healthismus.
Das heißt also, nicht Zukunft des Menschen, sondern Zukunft der Menschen, ihren Beziehungen und Verhältnissen zueinander, das was uns erst sprechen läßt – bestimmt nicht die "Gene" – an erster Stelle die Poesie, das Unausgesprochene und Luzide unserer Existenz.
Konkrete Projekte dieser sozialen Phantasien sind meiner Ansicht nach folgende politischen Vorhaben:
Das Ende der Zwangspsychiatrie, also ersatzlose Abschaffung aller gesetzlichen Grundlagen dafür: Psych KG´s, Zwangsbetreuungsgesetze, Forensische Psychiatrie als Teil einer angebl. medizinischen Klinik.
Dies scheint mir deswegen das Wichtigste, weil in diesem Vorhaben wesentliche epistemische (also erkenntnistheoretische), wissenschaftstheoretische und politische Fragen kulminieren. Mit einer winzigen Änderung in der Gesetzgebung geht einher:
a) Eine dramatische Stärkung des Individuums gegenüber der staatlichen bzw. gesellschaftlichen Gewalt.
b) Eine Neugestimmung von Naturwissenschaft als Erfahrungswissenschaft, die Erfahrung eben genau nicht mehr auf machtkonforme Erfahrungen reduzieren kann, z.B. sog. Halluzination usw. ausgrenzen kann, und tatsächlich dem Beobachter den privilegierten Status zubilligen muß, wie es die Quantenphysik schon lange fordert.
c) Dies würde eine Re-Subjektivierung der Wissenschaft mit sich bringen, würde Geisteswissenschaften wieder zentral für Erkenntnis machen und der naturwissenschaftlichen Technokratie das ideologische Rückrad brechen.
d) Konsequenterweise werden aus dem alleinigen Recht einer Person auf den eigenen Körper alle staatliche Regulierungen von Drogen für Erwachsene von abgeschafft, die Verschreibungspflicht fällt weg, der Medizinischen Religion kommt der Unterdrückungsapparat abhanden. Um unnötige Diskussionen abzukürzen, selbstverständlich soll ein staatlicher Schutz vor Etikettenschwindel erhalten bleiben.
Der beste Beweis, wie tiefgehend diese ganze Problematik ist, ist der Rausschmiss dieser Konferenz aus der FU. Das Ende der Zwangspsychiatrie revolutioniert das ganze Wissenschaftliche Konstrukt – die endgültige Etablierung des Lehrstuhl FÜR Wahnsinn an der Freien Universität, den Michel Foucault schon in den 50er Jahre ersehnt hat, ist dringender denn je.
Das Recht auf Faulheit soll endlich verwirklicht werden, ganz konkret in Deutschland heißt das, als erstes muß der Zwangsarbeitsparagraph 25 Bundessozialhilfegesetz abgeschafft werden. Der Paragraph, mit dem Sozialhilfeempfänger dazu gezwungen werden sollen, daß sie ihre Arbeitsbereitschaft unter Beweis stellen. Die fortgesetzte Steigerung der Produktivität führt tendenziell dann zur Null-Lohnarbeit, wenn die notwendige Arbeit im wesentlichen von Maschinen erledigt wird. Stattdessen herrscht zur Zeit noch eine Ideologie der Arbeit: der Lohn der Arbeit ist nicht mehr Lebensmittel im weiteren Sinne, sondern Kompensation des Frust über die Demütigungen der Arbeit, bzw. Betäubung DES Problems das die Werktätigen mit den Arbeitslosen haben: sie könnten vergnügt darüber sein, nicht malochen zu müssen und trotzdem gut dabei leben, also nicht "Opfer" des Systems werden, sich gedemütigt vorkommen und sich sinnlos fühlen. Deshalb wird der Subvention der Arbeit statt der Arbeitslosigkeit das Wort geredet, selbstverständlich auch von den Postkommunisten der PDS. Stattdessen muß endlich durchgesetzt werden: "Auch wer nicht arbeiten will muß essen dürfen", um damit das bedingungslose Existenzrecht anzuerkennen. So wird sich mit dem Ende der Zwangsarbeit das Recht auf Faulheit durchsetzen. Einher geht der Niedergang der professionellen Hierarchien, die Ablösung der Universität durch Lernen und Lehren in dezentralen Volkshochschulen, also tatsächlich ein Konzept des lebenslangen Lernens, aber eben OHNE die Verwertungsinteressen eines Jobs.
Ganz kurz anschneiden möchte ich nur einen persönlichen Vorschlag, der von den Futuristen bisher nicht diskutiert wurde: das Ende der biologischen Elternschaft und nur noch eine sozial bestimmten Elternschaft, jedes Kind wird zu einem von seinen Eltern adoptierten Kind –nur mit einer Vorzugsoption für biologische Eltern vor anderen Eltern kurz nach der Geburt. Die Erziehungsberechtigung wandelt sich dadurch zu einer Erziehungsverpflichtung. In kurzen Worten, eine rein freiwillige Elternschaft per Unterschrift zur Definition der Eltern eines Kindes. Diesen Vorschlag bitte ich auch in der Diskussion abzutrennen da er sehr komplexe Implikationen hat und einer eigenen längeren Diskussion bedarf. Ich möchte allerdings behaupten, daß damit die Wurzel des Rassismus/Biologismus gekappt würde und das die sog. "Babyklappe" ein wesentlicher Schritt in diese Richtung ist.
Ich behaupte, daß als Resultat unserer Vorschläge der alte Traum der Menschheit greifbar wird, eine Welt ohne Krieg. Militär wird zur Folklore, wie es die Könige und Königinnen in konstitutionellen Monarchien sind. Es werden Verhältnisse sein, die Phantasie an die Macht bringen - statt der Bio-Alpträume, eine Entmilitarisierung und damit Zivilisierung der Welt, ein Reich der Freiheit im Reich der Faulheit kommt!
René Talbot
(Futuristen - Berlin)