Aufruf
zum T4-Umzug 2017
Am
Dienstag, 2. Mai ist wie seit 22 Jahren unser jährlicher
Day of Remembrance and Resistance
Wir sammeln uns um 16.00 Uhr in der Tiergartenstr.
4 an der Gedenkplatte für die Opfer des systematischen
ärztlichen Massenmords von 1939-1949. Dieses Jahr
weisen wir auf den geplanten Weltkongress der Psychiatrie,
8. - 12. Oktober 2017 in Berlin hin:
Zusammen
mit dem Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener, Landesverband
Psychiatrie-Erfahrener Nordrhein-Westfalen, Landesarbeitsgemeinschaft
Psychiatrie-Erfahrener Niedersachsen, Landesverband
Psychiatrie-Erfahrener Bremen, Landesverband Psychiatrie-Erfahrener
Berlin-Brandenburg, Landesverband Psychiatrie-Erfahrener
Hessen, Enthinderungsselbsthilfe von Autisten für
Autisten, Auties, Weglaufhaus Initative Ruhrgebiet,
Werner-Fuß-Zentrum, Irren-Offensive und der
International Association Against Psychiatric Assault
rufen wir zu Protest gegen diesen Weltkongress auf:
Wir
halten die Wahl von Berlin als Ort für den
17. Weltkongress der Psychiatrie für eine Provokation.
In Berlin wurde seit 1939 der systematische Massenmord
in Psychiatrien und Heimen geplant und organisiert
("Aktion T4"). Das war das Modell für das anschließende
Morden in den Gaskammern der Vernichtungslager im
besetzen Polen ab 1941.
Die Ärzte benutzten das Nazi-Regime, um ihre
schon lange in Fachkreisen diskutierten Pläne
zur Vernichtung derer umzusetzen, die sie für
nicht therapierbar erklärten. Die ärztliche
Diagnose wurde zum Todesurteil. Das Morden überdauerte
das Ende des Nazi-Regimes und ging bis 1949 weiter.
Anschließend erlebten Lobotomie (Hirnverstümmlung)
und Elektroschock ihre Blüte. Regelmäßig
gegen den Willen der Betroffenen. Bis heute sind
Zwang und Gewalt untrennbarer Teil psychiatrischen
Handelns. Zwangseinweisungen, Fixierungen, Isolierungen,
Zwangsmedikationen und erzwungene Elektroschocks
gibt es bis heute. Diese Tatsachen wurden auch bei
der Prüfung des deutschen Staatenberichts in
Genf entsprechend kritisiert.
Ein Weltkongress in Deutschland und insbesondere
in Berlin ist eine Solidarisierung mit der Deutschen
Psychiatrie und deren Verbrechen, um sie rein zu
waschen. Daher rufen wir zum Protest gegen den WPA-Kongress
2017 auf.
Wir
werden danach über die Tiergartenstr.,
Lennestr., dann über die Ebertstr. zum Brandenburger
Tor, über den Pariser Platz, Unter den Linden,
Wilhelmstr., Luisenstr., und bis zur Reinhardtstr. 27B,
dem Sitz der DGPPN ziehen.
Dort soll noch eine Kundgebung stattfinden.
Dies ist ein Aufruf der Bundesarbeitsgemeinschaft
Psychiatrie-Erfahrener e.V. www.die-bpe.de
und des Werner-Fuß-Zentrums www.zwangspsychiatrie.de
beide im Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder
Str.4, 10405 Berlin
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Königslutter:
Gedenken nur, wenn dabei das Vergessen garantiert ist!
Die Zwangspsychiatrie der AWO versuchte, mit dem Hausrecht
das Gedenken an die psychiatrisch Ermordete und die Demonstration
am 2. Mai zu verhindern hier
der Bericht darüber. Das Link zum revidierten
Aufruf zum R&R Day in Königslutter
und die Dokumentation. Der Bericht über den Polizeieinsatz
bei der Gedenkveranstaltung, wie die Polizei aufdringlich,
ja feindselig auftrat, siehe
hier. Oder ist da sogar der braunschweiger Staatschutz
aufgetreten? Wir erinnern uns an die Beschlagnahmung der
transformierten Bonhoeffer Skulpturen durch den Staatsschutz,
siehe
hier.
Am
17. 9. 2002 wurden aber die beiden Skulpturen aus der
Beschlagnahmungs-Haft an uns entlassen. Sämtliche
Ermittlungsverfahren der Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes
wurden eingestellt, da keine Aussicht auf Erfolg bestand,
die Täter zu ermitteln, die die Charité und
die damalige Karl Bonhoeffer Klink (heute Lady Diana Clinic)
von den beiden Karl Bonhoeffer Büsten befreit hatten.
Die Assemblagen von Igael Tumarkin mußten an uns
zurückgegeben werden, obwohl Mitglieder von uns (siehe
Titelbild
Irren-Offensive Nr. 11) verdächtigt wurden, die
Befreier gewesen zu sein es sind neue Kunstwerke,
die neues Eigentum begründen, das uns der Künstler
als Urheber geschenkt hatte. Auch wenn die gestohlenen
Büsten dabei verwendet wurden, so war deren formgegebene
Existenz und damit das Eigentum an ihnen untergegangen.
Ein finanzieller Restitutionsanspruch hätte nur gegen
überführte Täter bestanden. Darüber
hinaus wurde uns die Bildmappe der Ermittlungsbehörde
übergeben! Eine nette Geste des LKA :-)
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